Geburt mit Geschwisterkind

Geburtsbericht mit Geschwisterkind

 

07.10.2022

Heute war ein Termin zur Vorsorge im Geburtshaus. Nora empfängt mich mit Antonia. Wir unterhalten uns über mein Befinden und was für ein Gefühl ich habe und beide tasten einmal nach dem Baby. Das Baby liegt schön tief im Becken und das Köpfchen ist kaum noch spürbar. „Das ist ein langes Baby, wenn mich nicht alles täuscht.“ sagte Antonia. Da heute ET (errechneter Termin), ist, hab ich mich mit Nora darauf geeinigt, dass wir erst mal abwarten mit Wehen fördern und uns am Montag nochmal zur Kontrolle treffen und dann weiter gucken. Nora verabschiedete mich mit den Worten: „Dann bis Montag, wenn wir uns nicht doch schon am Wochenende sehen.“ Und lächelte mich an, als ob sie wüsste, was ein paar Stunden später passieren wird. Mein Mann meinte zu mir: „Denise, heute wird kein Kind geboren!“ Ich entgegnete: „Also soll ich bis um 24 Uhr die Beine zusammenkneifen?“ – „Ja! Ab 24Uhr ist mir das dann egal! Glaub mir, irgendwann ist es dir lieber, wenn dein Sohn und dein Papa nicht an ein und demselben Tag Geburtstag haben!“ …Stimmt schon! Abends brachte ich dann wie immer unseren Großen ins Bett und kuschelte nochmal ausgiebig mit ihm. Dann lagen mein Mann und ich noch gemeinsam auf der Couch und schauten einen Film. Um 21:30 Uhr bin ich dann ins Bett, weil ich irgendwie sehr müde war und gegen 23:30 Uhr kam auch mein Mann ins Bett. Zu der Zeit hätte keiner von uns damit gerechnet, was ca. 2 Stunden später passieren würde.

 

08.10.2022 | 01:18 Uhr – 03.15 Uhr

Ich wurde von leichten Unterleibsschmerzen geweckt und bin auf die Toilette gegangen. Irgendwas ist anders. Ich hatte in den letzten Nächten öfter mal Unterleibsschmerzen, aber die waren immer über einen längeren Zeitraum. Diese fühlten sich anders an. 1 Minute, dann waren sie wieder weg. 5 Minuten später, ich lag wieder im Bett, kam wieder dieser Schmerz. Ich begann also die vermeintlichen Kontraktionen zu tracken. Man weiß ja nie, dachte ich. Der Kleine und mein Mann schliefen noch und ich versuchte entspannt und ruhig zu atmen. Die Schmerzen waren regelmäßig, immer so um die Minute… Ich spürte plötzlich einen Druck im Darm und ging wieder auf die Toilette, das war das erste von 4 Mal diese Nacht, in denen ich mich entleeren musste. Die Schmerzen wurden intensiver.  Ich versuchte immer wieder die Augen zu schließen und mich noch auszuruhen, aber das war nicht mehr möglich. So blieb ich einfach nur im Bett und versuchte wenigstens so noch etwas Ruhe zu bekommen. Meine App zum Wehen tracken zeigte mir alle 15 Minuten an, dass ich mich vorbereiten und bald losfahren sollte. Sah ich jetzt nicht so und wollte noch warten. Ich trackte weiterhin im Bett die Wehen als mir einfiel, dass ich einen Zettel von Nora bekommen hatte, wie das mit der Rufbereitschaft läuft. Ich stand also auf und ging ins Wohnzimmer, währenddessen veratmete ich eine Wehe. Auf dem Zettel stand, dass ich anrufen soll, sobald die Wehen alle 5 Minuten kommen und ca. 2 Min. anhalten… In meinem Fall hatte sie das durchgestrichen und ich erinnere mich, dass sie sagte, ich solle anrufen, wenn ich das Gefühl habe ich möchte ins Geburtshaus fahren. Ich war guter Dinge und legte mich wieder ins Bett. Um 3 Uhr wachte dann unser Sohn auf und schlüpfte zu uns ins Bett. Er kuschelte sich an mich und ich genoss die paar Minuten intensiv. Normalerweise schlief er immer direkt wieder ein, diesmal setzte er sich aber um 3:15 Uhr hin, schaute mich hellwach an und sagte: „Mama, aufstehen!“ Was das wohl zu heißen hatte?!

 

08.10.2022 | 03.15 Uhr – 06 Uhr

Ich konnte eh nicht mehr schlafen und da der Kleine auch nicht mehr schlafen wollte, beschloss ich mit ihm aufzustehen, um meinen Mann noch etwas schlafen zu lassen.

Ich saß nun auf dem Kinderzimmerboden und veratmete immer wieder Wehen, die immer stärker wurden. Um 03:45 Uhr beschloss ich dann meinen Mann zu wecken. Er war sichtlich unbegeistert und fragte mich, ob das ein Scherz sei und ob ich mich nicht einfach wieder hinlegen und bis morgen früh schlafen kann.  Als er dann mitbekam, wie ich mich auf die Lehne vom Bett abstützte und eine Wehe veratmen musste, guckte er mich nur an, atmete tief ein und aus und sagte: „Gut, ich hab verstanden, es geht los!“. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Er fragte mich, ob er noch Zeit hätte zu duschen und sein Handy etwas zu laden oder ob wir direkt los müssten. Natürlich hatte er noch Zeit, denn ich war ja immer noch guter Dinge, trotz der regelmäßigen Wehen. Ich machte also den TV an, der Kleine und ich schauten noch eine Kinderserie und mein Mann ging duschen. Ich kontrollierte unterdessen, ob ich alles in die Tasche gepackt hatte und stellte mir meinen Saft, Snacks für unseren Krümel und seinen Wickelrucksack in den Flur zu meiner Tasche. Mein Mann schaute mich nach’m Duschen an: „Und, wann müssen wir los?“ – „Ich hab Nora noch nicht angerufen, würd ich aber gleich mal tun..“ – „Alles klar, dann ruf mal an bei ihr.“

05:20 Uhr – Es klingelte und Nora ging ans Telefon: „Ja?“ – „Guten Morgen Nora, hier ist Denise. Ich hab seit um 01:20 Uhr Wehen, immer um die Minute lang in Abständen von 5-7 Minuten und immer stärker werdend.“ – „Na das klingt doch super. Ich mach mich dann jetzt fertig, wie lange braucht ihr ins Haus?“ – „10 – 15 Min.“ – „Okay, ich brauch etwas länger. Wollen wir uns sonst um 06 Uhr vorm Haus treffen?“ – „Ja, alles klar. Dann bis gleich!“

Wieder eine Wehe. Mein Mann schaute mich an: „Und du meinst echt, du kannst noch selbst Auto fahren?“ Ich erwiderte optimistisch: „Natürlich, das sind doch nur ca. 10 Minuten, beim Großen bin ich doch auch allein gefahren mit Handtüchern unterm Po!“ Plötzlich kam noch eine Wehe. „Oder ich rufe vielleicht lieber meinen Vater an und frage, ob er uns fährt?!“ – „Wie du meinst!“ sagte er und lachte.

Gesagt getan. Mein Vater machte sich auf den Weg. Wir zogen uns und den Krümel an, nahmen die Sachen und gingen schon mal vor die Haustür. Unten angekommen musste ich noch 2 Wehen veratmen und fing an mich langsam mit den Wellen mitzubewegen. Sah komisch aus, half mir aber ungemein. Mein Vater fuhr uns also ins Geburtshaus und auch im Auto musste ich zwei Wehen veratmen. Auf dem Weg dahin, fragte mein Vater noch, was mit dem Großen sei, ob er ihn mitnehmen soll. Aber ich sagte ihm, dass er mitkommt und seinen kleinen Bruder in Empfang nimmt. Pünktlich um 06 Uhr kamen wir beim Geburtshaus an und Nora schloss gerade die Tür vom Haus auf. Sie begrüßte uns mit einem Lächeln und wir gingen gemeinsam nach hinten in den „Geburtsraum“.

Nora schaltete zwei Salzkristalllampen an und drehte die Heizung auf. Ich zog meine Schuhe und meine Jacke aus, stand im Raum und bewegte mich wieder mit einer Welle mit, während ich über meinen Bauch streichelte. Mein Mann zog unterdessen seine Jacke und seine Schuhe aus, stellte unsere Taschen ab und zog unseren Sohn aus, bis auf den Body und die Jogginghose. Sie setzten sich beide aufs Bett und ich tänzelte da weiterhin rum. Mein Mann sprach mit unserem Sohn und erzählte ihm was jetzt passiert und es nicht mehr lang dauert bis sein Bruder da ist. Nora holte einen Pezziball und eine Yogamatte und legte mir die neben das Bett. „Wenn du magst, kannst du den Pezziball nutzen, manchen hilft es drauf zu sitzen oder sich davor zu knien und mit dem Oberkörper drauf zu liegen. Ich würde dann jetzt einmal den Pool einlassen für dich.“ Ich bedankte mich, kniete mich vor den Ball und legte mich drauf. Ich merkte, wie in dem Moment die Müdigkeit kam, jedoch gleichzeitig die nächste Wehe. Ich legte meinen Kopf auf den Pezziball und atmete tief ein und aus. Mein Gefühl sagte mir, ich müsse jetzt tönen und legte los mit einem langen und ruhigen: „Mmmhhh“. Antonia schlich in den Geburtsraum und begrüßte uns ganz leise. Nora kam wieder in den Raum, hörte mich beim Tönen und sagte sanft: „Super machst du das! Ich habe drüben im Raum ein Bett für euren Kleinen gebaut, falls er schlafen mag und das Spielzeug steht da auch.“ Mein Mann bedankte sich bei Nora und da kam auch schon die nächste Wehe, die ich vertonen musste. Ich hatte das Bedürfnis gerade lieber zu stehen und mich zu bewegen also stand ich auf. In dem Moment kam wieder eine Welle, zu der ich mich bewegte und ich sagte nur: „Mir wird schlecht, ich muss brechen!“ Nora lief sofort los, mein Mann stützte mich und als Nora wiederkam, reichte sie mir eine Spucktüte. Just in dem Moment kam es auch schon hoch. Während des Brechens merkte ich nur, wie sich zeitgleich auch meine Blase entleerte.

„Ich brauche eine neue Hose…“ Mein Mann und Nora schauten an mir hinunter: „Oh, dann holen wir dich da erst mal raus.“ Nora half mir meine Hose auszuziehen und mein Mann stützte mich. Sie tütete alles ein, ich bewegte mich wieder rhythmisch zu einer Welle und tönte.

Ich konnte nicht mehr stehen, ich war so unglaublich müde also kniete ich mich wieder vor den Pezziball und legte mich mit meinem Oberkörper darauf ab. Auf einmal fielen mir meine Augen für ein paar Sekunden zu und in dem Moment kam wieder eine Wehe. Plötzlich betrat die dritte Hebamme, Elli, den Raum. Leise kam sie ins Zimmer lächelte mich nur kurz an und setzte sich vorne im Zimmer neben Antonia. Nora saß unterdessen hinter mir und mein Mann saß mit unserem Krümel auf dem Schoß neben mir auf dem Bett. Es war unglaublich still im Raum, wenn ich nicht gerade anfing zu tönen. Es war eine so entspannte, ruhige und warme Atmosphäre, ich hab mich unglaublich wohl gefühlt. Nora fragte mich, ob ich gerne etwas Wärme auf dem Rücken haben wollen würde, ich bejahte dies und Antonia ging direkt los und machte eine Wärmflasche für mich fertig. Jede Welle wurde intensiver und ich konnte mich irgendwann während der Wellen nicht mehr bewegen ich hatte das Gefühl, das würde noch mehr Schmerzen bereiten als einfach nur auf dem Ball zu liegen und zu tönen. Nebenbei hörte ich meinen Sohn immer mal wieder lachen über die Geräusche, die seine Mama so von sich gab und meinen Mann, der ihm erzählte, was hier gerade passierte. Ich tönte mal mit einem langen „Oh“, „Ah“, „Mh“ oder mit einem langen „Uh“. Intuitiv machte ich dies, weil es sich für mich in dem Moment richtig und gut angefühlt hat. Entgegen meiner Vorstellung, die ich bei der ersten Geburt hatte, ist es ganz und gar nicht peinlich oder albern, es gab mir in dem Moment eine gewisse Ruhe und ein Vertrauen in meinen Körper. „Versuch nochmal am Ende jeder Wehe tief ein- und die Wehe dann auszuatmen“, sagte Nora zu mir. Dies versuchte ich bei der nächsten direkt und ich hatte das Gefühl die Wehe so quasi wegzuschieben und meinem Baby mit diesem langen Ausatmen ein Stück näher zu kommen. Während ich tönte, entspannte unser Sohn sich irgendwann so sehr, dass er bei meinem Mann auf dem Arm einschlief. Elli bot ihm an den Krümel abzulegen, allerdings gestaltete sich das als schwierig, also blieb mein Mann mit ihm weiterhin sitzen.

Dann kam die Wärmflasche und Nora legte sie mir auf den unteren Rücken. Sie bat Antonia ihr noch eine Schale mit warmem Wasser zu bringen und Tücher, erklärte mir kurz wofür und ob das okay für mich ist. Ich willigte ein und auch das war unglaublich schön. Zwischendrin wurde mir immer wieder etwas zu trinken angeboten welches ich dankend annahm. Da ich während der Wehen Krämpfe in den Oberschenkeln bekommen habe, hat Elli mir Magnesium aufgelöst und mit einem Strohhalm angereicht.
 Ganz plötzlich fühlte es sich irgendwie komisch an, ich merkte einen Druck und es machte „Plopp“. Die Fruchtblase war geplatzt. Elli eilte mit einer neuen Unterlage zu Nora und sie halfen mir beide meine Beine anzuheben und die frische Unterlage unter meine Knie zu platzieren.

Bei der nächsten Wehe wurden die Schmerzen unerträglich und ich tönte immer lauter. Nora sagte: „Denise, wenn du jetzt während der Wehen einen Druck nach unten verspürst, dann kannst du sanft mitdrücken, wenn du so weit bist.“ Ich nickte und da kam auch schon die nächste Welle und der Druck nach unten. Er war so stark, dass ich am liebsten die Beine zusammengepresst hätte, aber ich fokussierte mich und atmete ihn weg.
 In meinem Kopf liefen folgende Sätze Mantra artig ab:

Meine Atmung unterstützt die Geburt in jeder Phase.
Jeder Atemzug trägt mich durch die nächste Welle.

Jede Welle bringt mir mein Baby näher und näher.

 (Geburtsaffirmationen, die ich mir bereits vor der Geburt immer gesagt habe)

Kurze Zeit später die nächste Wehe und wieder der Druck. Ich entschied nun mitzugehen und zu pressen. Ich tönte und schob mit. Die Wehen kamen jetzt immer schneller hintereinander und wurden immer intensiver. Bei jeder Wehe gab ich meinem Gefühl nach, schob mit und tönte lauter. Einige Wehen beendete ich mit einem langen: „Ouh“ und holte Luft während der Pausen. Nora fragte mich: „Möchtest du das Köpfchen anfassen?“ Ich versuchte mit einer Hand zwischen meine Beine zu kommen: „Ich komm da nicht an…“ Mein Mann lachte und Nora sagte ich müsse mich etwas nach unten beugen. Ich beugte mich also etwas nach unten und tastete nach dem Köpfchen.. „Oh je, krass.. “ sagte ich. Und in dem Moment wieder eine Wehe und ich schob mit. „Denise, möchtest du jetzt nochmal in die Wanne? Ich glaube, das würde den Rest etwas erleichtern für dich. So lange Zeit ist nämlich auch nicht mehr.“ Ich nickte und sagte: „Gern, aber ich komm nicht hoch. Ich kann mich nicht bewegen.“ – „Mach dir da mal keinen Kopf. Wir ziehen dich jetzt aus und dann tragen wir dich rüber.“ Antonia und Nora zogen mein Shirt und meinen BH aus und dann zogen sie mich während einer Wehenpause gemeinsam mit Elli nach oben in den Stand. Sie stützten mich und ich machte einen Schritt in den Pool und dann den nächsten. Ich kniete mich hin und lehnte meinen Oberkörper auf den Rand des Pools. Ich griff links und rechts an die Griffe. Die Wärme des Wassers tat so unglaublich gut. Ich war sofort viel entspannter und hatte eine etwas längere Pause bis zur nächsten Wehe. Plötzlich kniete mein Mann vor mir, schaute mir tief in die Augen und reichte mir eine Hand. Unser Sohn stand jetzt bei Antonia und Elli und die beiden beschäftigten ihn etwas.

Nora saß hinter dem Geburtspool und streichelte mir über meinen unteren Rücken. Da kam die nächste Wehe. Ich schaute meinem Mann in die Augen und griff seine Hand. Ich tönte lauter und presste. Meinem Mann schossen Tränen in die Augen. Er strich mir während der Pause meine Haare aus dem Gesicht und lächelte mich an. „Denise, der Kopf war schon fast komplett draußen. Bei der nächsten Wehe hast du ihn.“, sagte Nora von hinten. Ich nickte und in dem Moment kam sie auch schon. Ich schob und schob, der Druck war unglaublich stark. Plötzlich eine Art Erleichterung, der Druck war ganz plötzlich weg. „Der Kopf ist draußen! Jetzt kannst du ganz entspannt nochmal Luft holen und Kraft sammeln für den Rest. Du schaffst das!“, hörte ich Nora wieder. Mein Mann schaute mich an, grinste und nickte. Ich grinste zurück und atmete ganz tief ein und aus. Die nächste Wehe. Ich schob und tat und machte… keine Erleichterung. Pause. Ich atmete wieder tief ein und sagte zu meinem Mann: „Das war´s! Das war das Letzte! Kein Drittes mehr!“ Die drei Hebammen lachten und er sagte nur: „Darüber sprechen wir, wenn du den kleinen Mann dann erst mal im Arm hast.“ Ich lächelte und da kam die nächste Wehe. Ich schob mit aller Kraft und da war sie. Die ersehnte Erleichterung. „Geschafft“, sagte Nora. Der kleine Mann war noch unter Wasser und Antonia kam zum Pool. „Denise, wir helfen dir jetzt einmal dein Bein über die Nabelschnur zu holen und dann kannst du kuscheln.“, sagte Nora. Sie hielten mich fest und unterstützten dabei mein Bein zu heben. Ich drehte mich in der Wanne, setzte mich hin und Nora holte unser kleines Wunder aus dem Wasser direkt auf meine Brust. Ich hatte Tränen in den Augen und war so unendlich dankbar und erleichtert. Nora kuschelte den Kleinen in zwei rote Handtücher und mein Mann kniete mit unserem Großen hinter mir. Er gab mir einen Kuss auf den Kopf und sagte: „Du hast das unglaublich gemacht.“ Unser Großer schaute ins Handtuch und sagte: „Papa, Bruder!“ – „Ja, genau, das ist dein Bruder da im Handtuch.“

Ich saß noch etwas in der Wanne und irgendwann war es dann so weit, dass wir raus mussten. Nora und Antonia halfen mir aus dem Pool raus und ich legte mich aufs Bett. Die Nachwehen begannen, ich bekam auf Wunsch eine Schmerztablette und die Plazenta kam dann auch irgendwann. Wir ließen die Nabelschnur noch ganz entspannt auspulsieren und der frisch gebackene zweifach Papa schnitt sie dann durch. Wir lagen also zu viert im Bett und ich legte den Kleinen das erste Mal an, er saugte wie ein Weltmeister. Kurze Zeit später nahm mein Mann den Kleinen auf die Brust und bei mir wurde nach den Geburtsverletzungen geschaut und diese wurden behandelt. Die Hebammen schauten zu zweit, damit nicht ein Stich zu viel oder zu wenig gemacht wird. Nach dem Nähen rutschte ich wieder hoch zu meinen drei Jungs und wir kuschelten zusammen. Elli brachte mir eine Schüssel YumYum, da ich meine warme Mahlzeit für nach der Geburt vergessen hatte, einen Tee und nochmal Magnesium. Nora und Antonia holten währenddessen die Tüte mit den Farben für die Geburtskarte. Unser Großer durfte die Farbe für den Plazentaabdruck aussuchen und den Stift für das Geschriebene. Es wurde ein schöner Abdruck gemacht, welchen wir mitbekommen haben.

Irgendwann bin ich dann mit Nora und Elli zum Duschen gegangen und zum ersten Pinkelversuch.

Während ich am Duschen war, machte Nora bei dem kleinen Drops die U1. Anschließend zog mein Mann den Kleinen an und mir schmierte mein Kreislauf beim Duschen ab. Ich rief nur: „Mein Kreislauf!“ Antonia kam sofort in die Dusche gerannt und stützte mich. Elli und Nora rannten auch direkt ins Bad. Ich lag also plötzlich nackig auf der Liege im Nebenzimmer. Nora hielt meine Beine hoch, Antonia holte mir Traubenzucker und meinen Saft und Elli öffnete das Fenster komplett. Unser Großer kam rüber und brachte mir den Bademantel, den mein Mann ihm im Nebenzimmer gegeben hat.

Da Nora aber darauf bestand, dass ich noch Pipi machen muss, bot sie mir an den Klo-Stuhl zu holen. Ach, na ja, wie einer meiner Klienten fühlte ich mich eh schon also wieso nicht. Ich saß also im Bademantel auf dem Toilettenstuhl und gab alles, aber es war nicht genug. Wir beschlossen, dass ich mich wieder hinlege, ordentlich trinke und dann nochmal versuche zu Pinkeln. Nora, Antonia und Elli räumten währenddessen den Geburtsraum auf und mein Mann packte schon mal unsere Sachen. Ich beschloss mich auch langsam anzuziehen und mich nochmal auf den Toilettenstuhl zu schwingen. Endlich dann das gewünschte Ergebnis.

Wir riefen also meinen Vater an, damit der uns wieder abholt und nach Hause fährt. Kurze Zeit später saßen wir draußen an der frischen Luft mit zwei Kindern und warteten auf unseren Shuttleservice. Wir konnten es immer noch nicht fassen, dass das gerade passiert ist und wir jetzt mit einem weiteren Wunder heimfahren.

 

 

 



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